Das „Große Blutbild“ – der Inbegriff der Vorsorgeuntersuchung, aus Patientensicht oft der Qualitätsindikator für einen gewissenhaften Arzt schlechthin und das beruhigende Gefühl, dass nichts Krankhaftes schlummern kann, wenn doch bloß das Blutbild normal ist.
Zunächst mal ein Hinweis zur Begriffsklärung: Genau genommen umfasst nämlich das vom medizinischen Laien oft gewünschte „große Blutbild“ lediglich die Menge der roten Blutkörperchen (Erythrozyten), die Konzentration an rotem Blutfarbstoff (Hämoglobin), die Anzahl der weißen Blutzellen aufgeschlüsselt in verschiedene Untergruppen und die Anzahl der Blutplättchen – also eine einzige Laboranforderung. Das, was sich Patientinnen und Patienten jedoch eigentlich vorstellen, wenn der Wunsch nach einem großen Blutbild geäußert wird, ist ein Rundumschlag der Labordiagnostik, der idealerweise sämtliche Organfunktionen abdeckt, eine ausreichende Vitaminversorgung nachweist und auch noch bestätigt, dass keine Krebserkrankung im Frühstadium vorliegt. Eine solch umfassende Labordiagnostik gibt es (erstens) in diesem Maße nicht und sie ist (zweitens) keine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung. Letzteres ist dadurch begründet, dass es für einen gesunden Menschen ohne Dauermedikation und ohne Beschwerden keinerlei Gründe gibt, routinemäßig in bestimmten Abständen Laborwerte kontrollieren zu lassen (von gewissen im gesetzlichen Vorsorgeumfang enthaltenen Werten abgesehen).
Es gibt leider keinen spezifischen Laborwert, der Krebserkrankungen im Frühstadium nachweisen kann. (Der PSA-Wert für die Krebsvorsorge beim Mann ist so eine Sache für sich und erfordert gesonderte Beratung!). Sog. Tumormarker sind diagnostische Mittel bei einem konkreten Verdacht oder zur Verlaufskontrolle nach Tumortherapie, keine Screening-Werte. Veränderungen im Blut, die bei Krebserkrankungen entstehen können (aber nicht müssen), treten oft erst in fortgeschrittenen Stadien auf und sind keinesfalls spezifisch für eine bösartige Erkrankung. Nichtsdestotrotz können natürlich bestimmte Auffälligkeiten im Blut der Anstoß für weitere Diagnostik sein – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Also liebe Patientinnen und Patienten – Sie sind so gesund, dass ich Ihnen aus ärztlicher Sicht keine regelmäßigen Laborkontrollen anraten muss? Herzlichen Glückwunsch – wir können es gern dabei belassen. Wer es dennoch etwas genauer wissen möchte, findet im folgenden Dokument die Kosten für einige ausgewählte Laboruntersuchungen nach GOÄ zusammengestellt. Es handelt sich um reine Analysekosten, die direkt an das Labor bezahlt werden. Ausführlichere Beratungsleistungen zum Umfang solcher IGeL-Laborleistungen stellen wir privat in Rechnung.